Badminton Open Saarbrücken

Stars 2016.08.24

Eine medizinische Meisterleistung

Eine medizinische Meisterleistung
[Foto/LIVE aus Rio: BADMINTONPHOTO]
Von Bernd-Volker Brahms
Was war die bemerkenswerteste Leistung des olympischen Badminton-Turniers? Es gab große Triumphe und große Gefühle gerade durch die beiden Einzelsieger Chen Long und Carolina Marin, die am Ende ihrer Favoritenstellung gerecht wurden. Ein Spieler jedoch, der bis kurz vor dem Turnier nicht wusste, ob er überhaupt antreten kann und fast ohne Training ins Turnier startete, ist der 27-jährige Russe Ivan Sozonov.
Am 30. April riss er sich im Halbfinale der Europameisterschaften die Achillessehne. Bei einem Umsprung nach hinten passierte es. "Es war ein ungünstiger Zeitpunkt", sagt der Russe, der fünf Wochen zuvor mit Partner Vladimir Ivanov völlig überraschend die All England gewonnen hatte und sich damit auch berechtigte Chancen auf eine olympische Medaille ausrechnen konnte. Dieser Traum schien mit einem Knall geplatzt zu sein.

Jedoch bereits am 2. Mai wurde Ivan Sozonov in Münster von Professor Michael Raschke operiert. "Er hat magische Hände, ich habe ihm sehr viel zu verdanken", sagte der Russe während des olympischen Turniers in Rio de Janeiro. Natürlich stecke es bei den Spielen im Hinterkopf, dass er diese schwerwiegende Verletzung hatte, die frühere Leistungssportler schon zur Aufgabe ihrer Karriere gezwungen hatte. "Es ist ein wahnsinniges Gefühl, hier zu spielen", sagte der Europameister von 2014. Nicht nur eine Zitterpartie um die Genesung war entbrannt, parallel drohte auch der komplette Ausschluss der russischen Olympiamannschaft. Dann gab es nacheinander grünes Licht.

Und die beiden Russen spielten in Rio nicht nur so mit, sondern sie gewannen ihre Gruppe und bezwangen dabei die Topgesetzten Lee Yong-Dae und Yoo Yeon Seong aus Korea mit 21:17, 19:21, 21:16. Nach zwei gewonnen Spielen gegen eine australische und eine taiwanesische Paarung da hörte sich das: "Jetzt wollen wir auch gegen die Koreaner gewinnen", noch irgendwie merkwürdig an. "Wir wollen die bestmögliche Ausgangsmöglichkeit für die K.o.-Runde", sagte Sozonov gegenüber badzine.de.

Im Viertelfinale gab es gegen die Chinesen Chai Bao und Hong Wei dann aber doch eine knappe 13:21, 21:16, 16:21-Niederlage. Beide russischen Spieler gingen mit hängenden Köpfen vom Platz - trotz Handicap von Sozonov hatten sie im Turnierverlauf die eigene Hoffnung geweckt, doch um die Medaille mitspielen zu können - und das dreieinhalb Monate nach dieser schweren Verletzung.

Etwas entgegen kam den Russen bei dem Comeback, dass die beiden aufgrund der unterschiedlichen Körpergrößen – Ivanov ist 2,01 Meter und Sozonov knapp 1,80 Meter groß - eher so eine Art Mixed-System spielen, bei dem Ivanov mehr das Hinterfeld abdeckt und Sozonov die Bälle im Vorderfeld abfängt und verteilt.

"Ich versuche so normal wie möglich zu spielen", sagte Ivan Sozonov. Ein leichtes Humpeln war dennoch bei den Partien nicht zu verkennen. Es gab kein richtiges Happy End für den sympathischen Kämpfer - aber immerhin hielt die Sehne.


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