Badminton Open Saarbrücken

National 2016.08.29

Beim DBV wird umstrukturiert

Beim DBV wird umstrukturiert
Marc Zwiebler [Foto/Archiv: BadmintonPhoto]
Von Bernd-Volker Brahms
Der Leistungssport beim Deutschen Badminton Verband (DBV) wird neu organisiert. Die Weichen dazu wurden schon vor Monaten gestellt. Nicht erst seit den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro sind die Verantwortlichen unter Druck, um den Sport noch professioneller zu organisieren. Aber nachdem alle sieben DBV-Akteure in der Vorrunde ausgeschieden sind, erhöht dies den Druck noch zusätzlich. Badzine.de sprach noch in Rio mit Dietrich Heppner, dem Vize-Präsidenten Leistungssport beim DBV.
"Es steht alles auf dem Prüfstand", sagt der 66-jährige Dietrich Heppner, der seit 18 Jahren federführend im Verbandsvorstand den Leistungssport betreut. Schon mit dem letzten Verbandstag waren grundlegende Veränderungen auf den Weg gebracht worden. "Wir haben die volle Rückendeckung der Landesverbände", betont Heppner.

Als ganz wesentlich nennt der DBV-Vizepräsident die Neustrukturierung der beiden Stützpunkte in Saarbrücken und in Mülheim. Ab Oktober 2017 werden das Herren- und das Dameneinzel in Mülheim trainiert und die Doppeldisziplinen in Saarbrücken. "Das ist sinnvoll", sagt auch der 34-jährige Nationalspieler Michael Fuchs. Insbesondere das Mixed, das er selbst auf Weltklasseniveau betrieben hat, könne davon profitieren, dass nicht mehr nach Männer- und Frauenstützpunkt unterschieden werde.

Am besten wäre sicherlich gleich ein Zusammenziehen aller Spieler an nur einem Stützpunkt gewesen, so Fuchs, der ab Oktober Sportdirektor des Schweizer Badminton Verbandes wird. "Ich kenne kein Land, das mit mehreren Hauptstützpunkten arbeitet", sagt Fuchs. "Ein Stützpunkt wäre sicherlich die charmantere Lösung gewesen", sagt auch Heppner. Allerdings gebe es an beiden Stützpunkt Ressourcen und auch finanzielle Unterstützer, die man nicht einfach beiseite wischen könne. "Beide Stützpunkte funktionieren gut", sagt der Experte.

So habe man in Mülheim von Kindergartensichtung bis Internat einen guten Zugriff auf junge Talente, außerdem gebe es eine große Unterstützung durch das Land. In Saarbrücken habe man dagegen die Universität und die Ressourcen eines Olympiastützpunktes für verschiedene Sportarten. Man habe abwägen müssen, was man gewinnt und was man verliert. Am Ende sei man zum Schluss gekommen, dass zwei Stützpunkte sinnvoll sind.

Als wesentlich neu beschreibt Heppner die künftige Rolle des Chef-Bundestrainers, die ab 1. Januar 2017 durch Detlef Poste (50), der zwischen 2005-2008 schon einmal Chef-Bundestrainer war, ausgefüllt werden soll. "Der wird künftig nicht mehr in der Halle sein", sagt Heppner. Er bezeichnet Poste als "Traumbesetzung" für den Posten. Er sei ein akribischer Arbeiter. Auf Sicht solle er "Technischer Direktor" des Verbandes sein und zusätzlich auch im DBV-Vorstand als hauptamtlicher Mitarbeiter für den Leistungssport zuständig sein. "Das sind eigentlich zwei Posten in einem", sagt Heppner, der seine Position im Vorstand 2018 nach insgesamt 20 Jahren räumen und damit Poste das Feld überlassen möchte.

Heppner geht davon aus, dass es in absehbarer Zeit weniger als die derzeit 16 hauptamtlich beschäftigten Trainer im Verband geben wird. Das liege daran, dass möglicherweise in den kommenden Jahren weniger Geld für den Leistungssport vom Bund zur Verfügung steht. Außerdem: "Die Trainer sollen mit ihrem Job ihren Lebensunterhalt verdienen können und nicht auf irgendwelche Zusatztätigkeiten angewiesen sein."

Kurz vor den Olympischen Spielen flatterte dem DBV aber alle anderen Fachverbänden ein Brief vom Bundesinnenministerium ins Haus, der besagte, dass ab 2017 nur noch 75 Prozent des Geldes für Leistungssportpersonal zur Verfügung stehen werden. "Das war ein ungünstiger Zeitpunkt", sagte Heppner. Gleichwohl zeigt es, dass der Spitzensport in Deutschland unter Druck steht, erst recht nach dem geringer als erwartet ausgefallenen Medaillensegen bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro.

Als wichtigen Baustein für die Zukunft beim DBV sieht Heppner nichtsdestotrotz die Schaffung einer neuen Trainerstelle mit Namen "Lehre und Ausbildung". Intern stehe der Name des neuen Trainers bereits fest, man werde diesen aber erst in absehbarer Zeit bekannt geben. Dieser solle sich um die A-Trainerausbildung kümmern und die Landesverbände bei der B-Trainer-Ausbildung unterstützen. Er solle sich auch um ein Curriculum für die Trainer A-D kümmern, so dass dieses aus "einem Guss" sei.

"Wenn wir schnell etwas bewirken wollen, dann ist es die wirksamste Schraube, bei den Trainern anzusetzen", sagt Heppner. Um Spieler voranzubringen, sei es sinnvoll möglichst viele ausgebildete Trainer zu haben. "Ich denke, der Bundestrainer Lehre und Ausbildung wird die kommenden acht Jahre viel zu tun haben", sagt der Vizepräsident und pensionierte Lehrer aus dem nordrheinwestfälischen Frechen.

Die künftige Struktur des DBV sei bereits mit den Verantwortlichen - unter anderem mit Dirk Schimmelpfennig - beim Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) abgestimmt worden. "Die stehen voll hinter der Umstrukturierung", sagt Heppner. Bei seiner Rio-Bilanz hatte DOSB-Vorstand Schimmelpfennig, der noch bis Anfang 2015 Sportdirektor beim Deutschen Tischtennis Bund (DTTB) war, "eine gewisse Konstanz" bei den Rückschlagspielen Tennis, Tischtennis und Badminton gesehen.

Badminton tue sich aber schwer. "Es ist niemand über sich hinaus gewachsen", sagte Schimmelpfennig. Immerhin war der DBV erstmals in allen fünf Disziplinen vertreten gewesen und gerade in den Doppeldisziplinen mit nur 16 Paarungen war es unheimlich schwer, überhaupt die K.o.-Runde zu erreichen. So musste das deutsche Herrendoppel mit Michael Fuchs und Johannes Schöttler in der Gruppe gegen beide späteren Finalisten antreten, im Mixed hatten es Michael Fuchs und Birgit Michels mit der Nummer eins und der Nummer fünf zu tun.

Der Zeitpunkt für die Umstrukturierung sei jetzt nach den Olympischen Spielen sicherlich richtig, sagt Heppner. Allein von den sieben Rio-Fahrern werden vier in Kürze ihre Karriere beenden. Dazu gehören Karin Schnaase, Birgit Michels, Michael Fuchs und Johannes Schöttler. Ohnehin waren alle deutschen Teilnehmer - bis auf Carla Nelte (25) - bereits 30 Jahre oder älter, als sie jetzt bei den Olympischen Spielen dabei waren. "Für einige wird es sicherlich eine harte Entscheidung sein, den Stützpunkt zu wechseln", ist sich Heppner sicher. Aber der Schritt sei jetzt notwendig.


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