Badminton Open Saarbrücken

Bundesliga 2023.05.02

BCB wird Meister, Debora Jille verpasst Meister-Hattrick

BCB wird Meister, Debora Jille verpasst Meister-Hattrick
[Foto/LIVE: Sven Heise]
Von Sven Heise
Zum elften Mal wurde der 1. BC Saarbrücken-Bischmisheim am Sonntag Deutscher Mannschaftsmeister. Die Ergebnisse waren mit 4:1 im Halbfinale gegen Fun-Ball Dortelweil und 4:0 im Finale gegen Titelverteidiger 1. BC Wipperfeld allerdings deutlicher als der Spielverlauf. Wir schauen zurück auf das Final Four in der Saarbrücker Joachim-Deckarm-Halle und die anstrengende Woche einiger holländischer Badmintonprofis und blicken voraus in den April 2024, in dem die Individual-EM ebenfalls in der Hauptstadt des Saarlands stattfinden wird.
Der Niederländer Ruben Jille sorgte mit Julien Maio und Johannes Pistorius im Halbfinale und Finale jeweils für einen extrem wichtigen Punkt im ersten Doppel. Ruben stand natürlich unter Druck, seine Schwester Debora hatte im Familienduell vorgelegt. Eine Woche zuvor sicherte sie sich mit Vendsyssel den Titel in Dänemark, wobei ihre Mannschaft das Team Skælskør-Slagelse mit Ruben Jille und Mark Caljouw 5:4 besiegt hatte, obwohl Debora im Mixed gegen Ruben unterlag. Am Dienstag dann gelang ihr ein weiterer Titel mit dem BC Duinwijck in der "Eredivisie" ihres Heimatlandes. Wieder stand Mark Caljouw im Verliererteam. In Deutschland reichte es dann für Debora "nur" für Platz drei mit dem TV Refrath.

In Saarbrücken spielte Mark Caljouw an beiden Tagen mit vollem Einsatz und gewann seine beiden Einzel jeweils mit 14:12 im fünften Satz. Verständlich - drei Titel in einer Woche zu verpassen wäre wirklich bitter gewesen.

Während die Wipperfelder im Endspiel mit Kristin Kuuba und Line Kjaersfeld zwei Einzeldamen fürs Doppel aufboten, setzten die Saarländer auf die Spezialistinnen. Die gerade zu Europas Spielerin des Jahres gewählte Isabel Lohau und ihre Partnerin Stine Küspert machten viel Druck und ließen ihren Gegnerinnen keine Chance.

Das vierte As im meisterhaften Aufstellungspoker des BCB war der Däne Mads Christophersen, der Iikka Heino glatt in drei Sätzen besiegte und nach dem 4:0-Siegpunkt von Mark Caljouw als erster über die Bande sprang.

Die fantastische Leistung von Johannes Pistorius an der Seite von Ruben Jille beim Sieg gegen die Europameister Marvin Seidel/Mark Lamsfuß würdigte Teammanager Peter Käsbauer in der Saarbrücker Zeitung mit den Worten "Johannes hat das Spiel seines Lebens gemacht“. Dass viele andere deutsche Profis am Wochenende nicht zum Einsatz kamen, ist schade. Zum Teil ist das dem Format geschuldet - beim Stand von vier Punkten für ein Team wird die Partie im Playoff logischerweise abgebrochen - zum Teil aber auch der Freigabe der Begrenzung der Spielberechtigungen innerhalb Europas. Während für die Teilnahme in unteren Spielklassen in einigen Landesverbänden umständliche Erklärungen und zum Teil sogar eidesstattliche Erklärungen beizubringen sind, dass ein Neuzugang auch wirklich nicht noch in einem anderen Land oder Landesverband spielt, können die Profis so viele Ligen spielen, wie sie in ihrem Kalender unterbringen. Im dänischen Finale waren die Niederlande mit sieben Spielerinnen und Spielern vertreten. Im deutschen Endspiel standen gerade mal fünf Deutsche auf dem Platz. Das kann man nun gut finden oder nicht, der Stimmung bei den 800 Fans am Sonntag schadete es jedenfalls nicht, denn es wurde spannendes und hochklassiges Badminton geboten.

Nach der Saison werden die Karten nun wieder neu gemischt: wie die Saarbrücker Zeitung in ihrer Ausgabe vom 2. Mai andeutet, scheint Marvin Seidel nach zwei gemeinsame Jahren mit seinem Standard-Doppelpartner Mark Lamsfuß in Wipperfeld wieder zum BC Bischmisheim zurückzukehren.

Über den Spielmodus kann man sich ebenfalls streiten. So fehlte beim Tabellenzweiten Fun-Ball Dortelweil im Final Four die Punktegarantin Iris Wang, die die Panamerikanischen Meisterschaften spielte und dort Bronze gewann. Die äußerst knappen Niederlagen des ersten Dortelweiler Doppels und von Kai Schäfer im Halbfinale taten ihr übriges, dass die Hessen extrem enttäuscht über Platz drei waren. Heinz Kelzenberg, Chef des TV Refrath (TVR) war dagegen über Platz drei glücklich. Im dramatischen Viertelfinale gegen SC Union Lüdinghausen hatte sich der TVR für das Final Four qualifiziert und im Halbfinale überzeugte Fabian Roth mit einem Viersatzerfolg über Felix Burestedt. Die Wipperfelder Vorjahresmeister hatten die Punkterunde souverän als Tabellenerster abgeschlossen und konnten die Stärken ihres großen Kaders ausspielen. Die Bischmisheimer hatten die Punkterunde "nur" auf Platz drei beendet, unter anderem durch zeitweise krankheitsbedingtes Fehlen von Isabel Lohau, waren aber zum richtigen Zeitpunkt in Topform. Insofern ist das Plädoyer von Wipperfelds Teammanager Andreas-Peter Lamsfuß für ein Abschaffen des Playoff verständlich. Ohne das Final Four würde die Bundesliga jedoch vermutlich weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu Ende gehen und lediglich in der Lokalpresse des Meisters für ein wenig Aufsehen sorgen.

Warum ein wichtiges Turnier wie das Final Four so kurzfristig wie in diesem Jahr vergeben werden muss (Anfang März), ist hingegen nicht ganz nachvollziehbar. Trotz der kurzen Vorbereitungszeit hat der 1. BC Saarbrücken-Bischmisheim aber ein brilliantes Hallensetup aufgestellt. Elektronische Werbetafeln an drei Seiten hat man beim Badminton in Deutschland außer bei den HYLO Open auch noch nicht gesehen.

Die Organisatoren um Frank Liedke und Janine Göbbel mit ihrem fantastischen Team haben offenbar noch genug Zeit und Arbeitskraft für eine weitere Großveranstaltung neben den HYLO Open Ende Oktober. Saarlands Ministerpräsidentin Anke Rehlinger, die das Endspiel begeistert verfolgte, überbrachte vor dem Spielbeginn am Sonntag die frohe Nachricht, dass die Individual-Europameisterschaften als Abschluss der Olympiaqualifikation im April 2024 in der Saarlandhalle, Spielstätte der HYLO Open, ausgetragen werden. Das freut alle Badmintonfans in Deutschland, denn die letzte EM fand 1982 in Böblingen statt. Und wenn das deutsche Team beim Heimspiel wieder so erfolgreich ist wie im vergangenen Jahr, kullern vielleicht auch bei BCB-Chef Frank Liedke wieder ein paar Freudentränchen.


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Tabelle
11. BC Bischmisheim1227
2TV Refrath1222
31. BV Mülheim1221
41. BC Beuel1219
5Union Lüdinghausen1217
6TSV 1906 Freystadt 1217
7SV Fun-Ball Dortelweil1212
8TSV Trittau1210
91. BC Wipperfeld1210
10Blau-Weiss Wittorf-NMS129