Badminton Open Saarbrücken

Kolumne 2020.12.01

Deutschland beschließt neue Regelungen für Spielautomaten

Deutschland beschließt neue Regelungen für Spielautomaten
Symbolfoto [Foto/Archiv: BadmintonPhoto]
Von Redaktion
Das Zerren um die neuen Regelungen im Glücksspiel ist nun endlich vorbei. Seit kurzem steht fest, was mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag, der 2021 in Kraft treten wird, alles anders werden soll. Doch bevor wir auf die neuen Regelungen für Automatenspiele eingehen wollen, hier ein kleiner Rückblick, wie es zu der neuen Gesetzgebung kam.
Das Chaos hat vorerst ein Ende

Viele Spielerinnen und Spieler haben die Turbulenzen um das virtuelle Glücksspiel stark verunsichert. Schließlich gab es lange Zeit keine eindeutige Entscheidung darüber, welche Spielhallen im virtuellen Raum genutzt werden durften und welche nicht. Eines der Kernprobleme war die Lizenzierung durch europäische Nachbarländer oder durch deutsche Bundesländer. Hier war es immer wieder zu unterschiedlichen Auslegungen der Gesetzeslage gekommen. Vereinfacht ausgedrückt, standen sich bei dem Streit die Online Glücksspielplattformen den deutschen Behörden gegenüber.

Wenn eine Glücksspielplattform eine Lizenz aus einem europäischen Land besaß, sah es sich im Recht, auch für Spielerinnen und Spieler in Deutschland zur Verfügung stehen zu können. Die Argumentation der Plattformbetreiber war, dass europäisches Recht vor deutschem Recht gelte. Deutsche Gerichte hingegen sahen das anders. Hier war das Online Glücksspiel aufgrund der Gesetzeslage bis vor kurzem nicht erlaubt. Hinzu kam, dass Glücksspiel in Deutschland auch jetzt noch Ländersache ist, die Länder also selbst darüber bestimmen können, ob sie Glücksspiel erlauben oder nicht.

Schleswig-Holstein hat in der Vergangenheit als einziges Bundesland eine Lizenz für virtuelle Plattformen vergeben. So kam es zuletzt zu den Disclaimern in Funk und Fernsehen, dass bei Werbung für Glücksspiel nur Spielerinnen und Spieler aus Schleswig-Holstein angesprochen werden durften. Natürlich war das ein Zustand, der für niemanden nachvollziehbar war, denn im Internet gibt es bekanntlich keine Grenzen und wohnhaft zu sein hat nicht zwingend etwas mit dem tatsächlichen Aufenthaltsort zu tun.

Es musste also dringend eine für alle Länder einheitliche Entscheidung zum Thema virtuelles Glücksspiel her. Gerade 2020, im Corona-Jahr, haben die virtuellen Spielhallen einen enormen Zuwachs erhalten. Die neuen Regelungen sind daher mit Spannung erwartet worden, um virtuelles Glücksspiel endlich aus der Illegalität zu holen und dauerhaft Spielerschutz zu ermöglichen.

Online Casinos sind nicht mehr

Eine der auffälligsten Änderungen, die besonders Betreiberinnen und Betreiber betrifft, ist die Namensgebung, denn die neuen Regelungen beinhalten, dass das Wort “Casino” nicht mehr für Plattformen mit Spielautomaten gilt. Casinospiele werden laut Gesetz von nun an nur diejenigen Spiele genannt, die einen Dealer oder Bankhalter brauchen, also eine reale Person, die durch das Spiel führt und die Bank repräsentiert.

Die Legalisierung gilt nur für Automatenspiele und Online Poker. Die genannten klassischen Casinospiele Live Roulette, Live Blackjack oder Live Baccarat sind in Deutschland auch mit der neuen Regelung nicht legalisiert. Obwohl die Regelung erst am 1.Juli 2021 in Kraft treten soll, haben bereits jetzt einige Spielhallen Live Games aus ihrem Sortiment entfernt und ihre Namen, falls sie denn das Wort “Casino” beinhalteten, geändert.

Automatenspiele werden entschleunigt

Eine weitere Regelung betrifft hingegen die Spieler direkt. Denn gerade leidenschaftliche Vielspieler müssen sich in Zukunft einschränken. Automatenspielerinnen und -spieler konnten vorher die Turbofunktion einstellen, die jeden Spin nur noch auf einen Klick reduziert hat. Man musste also nicht mehr das Drehen der Walzen abwarten, um das Ergebnis zu sehen, sondern konnte direkt von Ergebnis zu Ergebnis springen. Die neue Regelung schafft das nun ab. Denn zwischen dem Klick auf den Spin-Knopf und dem Feststehen des Ergebnisses auf den Walzen müssen jetzt ganze fünf Sekunden verstreichen.

Auch eine Autoplay-Funktion ist bei den neuen Regelungen ausgeschlossen, denn man soll sich in Zukunft für jeden Spin aktiv entscheiden, weshalb ein automatisches Setzen und Laufenlassen der Walzen nicht mehr möglich ist. Man wird auch nicht länger mehrere Spielautomaten gleichzeitig bedienen können, auch nicht zwischen den Plattformen. Über einen zentralen Server sollen die Daten der Spielhallengäste in Zukunft kontrolliert werden.

Automatenspiele kostenlos zu spielen, zum Beispiel als Demoversion, wird jedoch auch weiterhin möglich sein.

Einsätze und progressive Jackpots

In puncto Einsatz wird sich 2021 ebenfalls etwas ändern, denn Automatenspiele werden demnächst nur noch mit Centbeträgen spielbar sein. Der Maximaleinsatz pro Runde darf 1€ nicht überschreiten. Das hat wiederum Auswirkungen auf die Maximalgewinne, denn diese sind natürlich an die Einsätze gebunden. Hohe Beträge lassen sich mit Automatenspielen daher nicht mehr gewinnen.

Das gilt auch für progressive Jackpots, die ebenfalls nicht mehr erlaubt sein werden. Spiele wie Mega Moolah oder Divine Fortune, die je nach Zeitpunkt durchaus bis zu zweistellige Millionenbeträge im Jackpot haben, sind damit für Spielerinnen und Spieler in Deutschland passé. Hier zahlte man mit seinen Einsätzen in einen großen Geldtopf ein. Wurde die richtige Gewinnkombination erdreht, wurde der Jackpot geknackt und die Millionen wurden ausgezahlt. Das Prinzip ist vergleichbar mit vielen Lotterien.

Für die deutsche Spielerschaft, sofern sie sich innerhalb der deutschen Ländergrenzen aufhält, ist dies nun nicht mehr möglich.

Diese und weitere neue Regeln im Überblick:

- Legalisierung von Online Automatenspielen in Deutschland
- Keine Live Casinospiele mehr in Spielhallen mit Automatenspielen
- Virtuelle Spielhallen mit Automatenspielen dürfen sich nicht mehr Casino nennen
- Spins dauern in Zukunft mindestens fünf Sekunden
- Keine Turbofunktion mehr
- Kein Autoplay mehr
- Keine parallelen Spiele mehr
- Keine progressiven Jackpots in Deutschland
Spielerkonten werden über einen zentralen Server miteinander vernetzt
- Verlustlimit von 1.000€ pro Monat für jede Spielerin und jeden Spieler
- Ein Panikknopf wird eingeführt, der die Nutzerin oder den Nutzer für 24 Stunden sperrt
- Poker ist online mit folgenden Varianten erlaubt: Texas Hold’em, Omaha, Stud, Razz, 5 Card Draw, HORSE und 8-Game Mix
- Zentrale Schlichtungsstelle für die Spielerschaft in Deutschland
- Spielhallen müssen RTP-Werte sowie die prozentuale Wahrscheinlichkeit für den Hauptgewinn angeben
- Jeweils nach 60 Minuten des Spielens erfolgt eine Warnung mit einer Pause von 5 Minuten

Kritik an den neuen Regelungen

So manch ein Gast virtueller Glücksspielplattformen, der gerade während des Corona-Jahres 2020 auf den Geschmack gekommen ist, online Casinospiele zu spielen, wird über diese neue Regelung enttäuscht sein. Auch Expertinnen und Experten der Branche beurteilen die Zwei-Klassen-Bewertung der verschiedenen Spiele als schwierig. Es ist zudem fragwürdig, ob Spielerinnen und Spieler mit Suchtverhalten wirklich davon abgehalten werden, zu spielen oder nicht eher ein Anreiz geschaffen wird, auf illegale Plattformen auszuweichen, wo man weitaus weniger geschützt wird.

Und auch bei den Kosten befürchten einige Insider, dass diese für die Kundinnen und Kunden steigen werden. Denn durch die Ausfälle, die die Glücksspielportale durch den Verlust eines ganzen Branchenzweiges (Live Casinospiele) und den geringeren Umsatz bei den Automaten haben, werden die Ausschüttungsquoten in Zukunft vermutlich herabgesenkt.


Anzeige


Badminton Open Saarbrücken
Anzeige