Badminton Open Saarbrücken

Stars 2023.05.08

Ein Aufschlag, der Sorgen bereitet

Ein Aufschlag, der Sorgen bereitet
[Foto/Archiv: BadmintonPhoto]
Von Redaktion
Ein neuer 'Superaufschlag' eines jungen Dänen sorgt für Ärger - Spitzenspieler fordern eine Sperre.
Marcus Rindshøj hat den Aufschlag neu interpretiert. Und das lässt die Funktionäre des Badminton-Weltverbandes (BWF) aus den Sitzen reißen.

Marcus Rindshøj hat mit seinem Aufschlag einen wunden Punkt in der Badminton-Community getroffen.

Der 20-jährige Däne hat eine Art "Schraubaufschlag" neu interpretiert, von dem er selbst prognostiziert, dass er vom Weltverband BWF verboten werden wird, da er den Sport möglicherweise zerstören kann.

"Er dreht sich in so viele verschiedene Richtungen, und der Gegner weiß nie, wann der Korken in die richtige Richtung zeigt. Das macht es super schwierig, den Ball anzunehmen", sagt Marcus Rindshøj in der Dienstagsausgabe des Podcasts Tyvstart von DR Sport.

"Ich würde es wahrscheinlich verbieten. Wenn man nicht mit einem Duell loslegen könne, wolle niemand mehr Badminton im Fernsehen schauen", sagt er.

Hier könnt Ihr den Aufschlag sehen: Fernsehsender TV2 beleuchtet den neuen Aufschlag

Marcus Rindshøj nutzte kürzlich den Aufschlag bei den Polish Open - und der "Schraubenball" hat seitdem in den sozialen Medien für Aufsehen gesorgt. Auch beim Weltverband.

Der Generalsekretär der BWF, Thomas Lund, lobt Marcus Rindshøjs innovative Herangehensweise an das Spiel. Aber der Verband nimmt die Angelegenheit ernst.

"Mehrere Spieler haben sich bei uns gemeldet. Wir sind uns natürlich bewusst, dass wir uns mit der Situation beschäftigen müssen", sagt Thomas Lund zu DR Sporten.

"Wir können sehen, dass es (der Aufschlag, Anm. d. Red.) dem Spielfluss schaden könnte."

Der neue Aufschlag und eine mögliche Sperre sollen laut Thomas Lund auf der Jahresversammlung der BWF Ende Mai diskutiert werden.

Der Aufschlag kann verheerend sein

Generalsekretär Thomas Lund betont, dass die BWF sehr vorsichtig ist, wenn es darum geht, das „Grundgesetz“ des Sports, die Regeln des Badminton, zu ändern.

Zum Teil, weil man das kreative Denken der Spieler nicht unterdrücken möchte. Auch weil die BWF vor der Verschärfung der Spielregeln gerne gründliche Vorarbeit geleistet hätte.

"Wir selbst untersuchen das intern, um uns ein qualifiziertes und professionelles Bild von den Vor- und Nachteilen zu machen, damit die Leute in den Entscheidungsgremien ein vollständiges Bild dieses Falles haben", sagt Thomas Lund.

Es ist in der Vergangenheit schon vorgekommen, dass ein Aufschlag vom Weltverband verboten wurde. 1982 verbot die BWF den "Sidek-Aufschlag", der nach zwei malaysischen Brüdern benannt wurde, und laut Thomas Lund gibt es einige Ähnlichkeiten mit dem Aufschlag von Marcus Rindshøj.

"Er hat seinen Aufschlag so perfektioniert, dass eine Annahme sehr schwierig erscheint. Das sagen auch die besseren Spieler, weshalb wir selbst schauen und validieren müssen, bevor wir eine Entscheidung treffen", sagt Thomas Lund.

Der aktuelle dänische Meister und Nummer 36 der Weltrangliste, Hans-Kristian Vittinghus, ist vom Aufschlag fasziniert, hofft aber auf eine Sperre der BWF. Er sei "zutiefst besorgt", dass es dem Sport schaden könnte.

"Es hat Spaß gemacht, das Video von Marcus Rindshøj anzusehen, aber es macht nicht so viel Spaß, wenn es im Badminton zur Norm wird, dass man den Ball nicht ins Spiel bringen kann", sagt Hans-Kristian Vittinghus zu DR Sporten.

"Die Sorge habe ich nicht nur auf der Eliteebene, sondern auch im Breitensport. Der Aufschlag kann verheerend sein."

Er ist einer der Spieler, die die BWF persönlich angesprochen haben, um sie über den Aufschlag zu informieren.

"Es gibt bald den Sudirman Cup (WM für Mannschaften, Anm. d. Red.) und eine Reihe anderer großer Turniere, und ich befürchte, dass jeder diesen Aufschlag probieren wird. Aber die BWF ist sich der Sache glücklicherweise bewusst", sagt Hans-Kristian Vittinghus.

"Es ist praktisch unmöglich, den Federball kontrolliert anzunehmen", fährt er fort.

Vittinghus schätzt, dass sich Spitzenspieler irgendwann an den neuen Aufschlag gewöhnen können, aber es wird mindestens ein Jahr dauern.

Die Sorge teilt auch Anders Antonsen, der die Nummer 20 der Weltrangliste ist. In seinem Podcast "The Badminton Experience" erklärt er, dass er auch hofft, dass die BWF in die Angelegenheit eingreift, bevor sich das Phänomen ausbreitet.

Allerdings ist die Diskussion schwierig. Laut dem Dänen gibt es bereits etliche Aufschlagvariationen, bei denen sich der Ball nach oben schraubt, wo ziehst du also die Grenze?

"Wenn die Leute ständig diesen neuen Aufschlag machen (Rindshøj-Aufschlag, Anm. d. Red.), sollte er verboten werden, aber was ist mit den anderen Arten des Aufschlags?"

"Die BWF möchte nicht, dass es im Spiel nur um das Aufschlagen geht. Sie wollen dynamische Ballwechsel. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es eine Regel geben wird", sagt Anders Antonsen in seinem Podcast.


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